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Liebe
Lehrer, sehr geehrter Herr Apel, liebe Eltern, liebe Mitschüler, meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Dreizehn
Jahre sind eine lange Zeit – wie lange überhaupt?
In
13 Jahren kann man dreimal olympische Sommerspiele abhalten, zwei Studiengänge
hinter sich bringen, vier Ausbildungsberufe erlernen, sechsmal heiraten
und sich scheiden lassen, dabei 15 Kinder in die Welt setzen, bei 700 Lottoziehungen
Millionen gewinnen, ein paar tausend Mal per Flugzeug die Erde umrunden,
1.170.000 Mark als Lehrer verdienen – brutto versteht sich – und 1,4 Mio.
Fünf-Minuten-Eier kochen, oder ... man kann zur Schule gehen!
Davon
dann mindestens sieben Jahre auf die Sophie. Das beinhaltet natürlich
fünfmal nach Hambühren zu fahren, und das bedeutet 75-mal hm
... Landheimessen! Könnte schwören, es wär’n mehr gewesen!
Außerdem
haben wir auf der Sophie jeder rund 300 Arbeiten bzw. Klausuren geschrieben.
Dazu benötigten wir jeweils insgesamt 428 Schulstunden, das sind zwei
Wochen durcharbeiten, 14 Tage und Nächte ohne zu schlafen, ohne zu
essen – das hätten wir also auch schneller haben können!
Dabei
gestärkt haben uns stets Kakao und Kinderriegel – an die 1000 Stück
pro Person, was bei unserem ganzen Jahrgang für Herrn Chust wohl insgesamt
einige 10.000 DM Umsatz bedeutet haben mag. Genauso begleitet hat uns 28.000-mal
der Gong – davon waren 14.000-mal zur Pause ...! Die melodischen 168.000
Töne werden wir vermissen.
Und
vielleicht werden wir noch manches andere vermissen, auch wenn die meisten
wohl erst einmal froh sind, dass alles vorbei ist und sie am Ausgang des
schulischen Labyrinths angekommen sind, in dem der eine oder andere vielleicht
auch mal angeeckt ist und einen einjährigen Umweg nahm. Nun steht
man aber nicht nur in der Freiheit, sondern zugleich im größeren
Labyrinth dessen, was sich Leben nennt. Viele Wege kann man einschlagen,
und nun sind Entscheidungen gefragt, die viel mehr uns selbst überlassen
sind, als sie das bisher waren. Sind wir doch den Weg durch 13 Jahre Schule
meist an der Hand von Eltern, Lehrern und den Leitlinien des Kultusministeriums
gegangen.
Dachten
wir in der elften Klasse noch, die LK-Wahl wäre ein alles entscheidender
Schritt, so dämmert uns doch jetzt, wieviel schwerwiegender und daher
schwieriger die Wahl des für einen selbst „richtigen“ Studienfaches
oder der Ausbildungsstelle ist.
Bekomme
ich den Studienplatz, den ich mir wünsche? Welche Berufe stehen mir
offen? Ist das, was mir vorschwebt, eigentlich das Richtige für mich?
Werde ich überhaupt eine Chance auf eine Anstellung haben? Und haben
diese letzten drei Jahre Schule den entscheidenden Vorteil gebracht? –
All das sind Fragen, die jeden einzelnen von uns wohl schon seit Monaten
beschäftigen und auch weiter beschäftigen werden, wenn auch vielleicht
nicht gerade jetzt oder am heutigen Abend, so doch sicherlich in den nächsten
Tagen und Wochen.
Einigen
von uns, vornehmlich den männlichen Mitgliedern unseres Jahrganges,
bleibt jedoch zuvor noch bei der Bundeswehr, beim Zivildienst oder während
eines sozialen Jahres Zeit, Erfahrungen zu sammeln, und Gelegenheit, sich
selbst besser kennenzulernen, um so die Entscheidung in beruflicher Hinsicht
treffen zu können, indem sie einmal etwas ganz anderes erleben als
Schule.
Denn
mitunter wird mancher feststellen müssen, dass ihn Schule nicht immer
auf all das hat vorbereiten können, was ihn nun erwartet. Zumindest
in der Theorie sind wir zwar nun der Meinung, uns einen guten Grundstock
erarbeitet zu haben. Aber es wird sich zeigen, inwieweit wir ebenfalls
das nötige Quantum an Selbständigkeit erlernt haben; und auch
in der Praxis werden wir noch lange nicht ausgelernt haben – vielleicht
auch gerade, was das Zwischenmenschliche anbetrifft, blieb es doch bisher
zumeist auf den – nicht immer geglückten – Selbstversuch im Jahrgang
beschränkt.
Einen
weiteren Prüfstein bedeutet in den nächsten Wochen oder Monaten
für manche der Auszug aus dem Elternhaus, das Verlassen der vertrauten
Umgebung, vieler Freunde. Gleichzeitig birgt die Zukunft aber auch die
Möglichkeit, sich an neuer Stelle zu bewähren, neue Freunde zu
finden, sowie mit etwas Glück und allem, was dazu gehört, immer
wieder neue Labyrinthe für sich zu erschließen. Und vielleicht
erblickt man an der einen oder anderen Weggabelung ein bekanntes Gesicht.
Und
dazu zählen bestimmt auch die Personen, mit denen wir in unserer Schulzeit
Kontakt hatten, zum Teil weit über den normalen Unterricht hinaus:
Lehrer,
die sich mit uns in AGs engagiert haben, uns als Studienfahrer ausgehalten
haben, diverse Kurstreffen mitgestalteten und uns manchmal gar Einblicke
in ihr Heim gewährten. Manche Tutoren, die uns neben dem Weg durch
das Labyrinth
der
Oberstufenrichtlinien auch persönlich zur Seite gestanden haben, waren
mehr als nur unsere Lehrer. Für alle verantwortlich fühlte sich
stets Herr Hoppe, unser Jahrgangskoordinator, dem wir an dieser Stelle
recht herzlich danken wollen. Er konnte – genauso wie wir – stets mit der
Hilfe von Frau Kahl und Herrn Amtsfeld, den Schulassistenten, und von Frau
Erckens und Frau Übel rechnen.
Hilfsbereit,
stets gut gelaunt, immer ein offenes Ohr für Schülerprobleme,
„ein flotter Rhyme zur Pausentime“ – für all das bedanken wir uns
sehr herzlich beim Ehepaar Chust.
Schließlich
wollen wir uns – und wir hoffen, im Namen unseres ganzen Jahrgangs – noch
bei denjenigen Mitgliedern unseres Jahrgangs bedanken, die immer da waren,
wenn es darum ging, für gemeinschaftliche Aktionen Engagement zu zeigen
oder einfach nur mit anzupacken.
Zu
guter Letzt lässt sich mit Sicherheit sagen, dass es für uns
alle sinnvoller war, die letzten 13 Jahre mit Schule zu verbringen, denn
was ist schon so interessant daran, mehrere tausend Mal um die Erde zu
fliegen, und wer will schon 1,4 Mio. Fünf-Minuten-Eier essen?
Sarita
Batra, Angelika Finke, Meike Große, Rolf Hellermann
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