TUTORENCHECKLISTE 
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Tutorencheckliste (1990)
Kurz nach dem Eintritt ins „vollentwickelte Kurssystem“, gerade wenn Du denkst, dass die dauernden Vor-, Haupt- und Nachwahlen endlich vorüber sind, kommt ein weiterer Höhepunkt der Entscheidungsfreiheit: Du wählst (immer vorausgesetzt, dass Du nicht rausgelost wirst) den „Lehrer Deines Vertrauens“, Deinen TUTOR!!! (Es wäre zumindest ganz sinnig, wenn Du Deinen zukünftigen Tutor für halbwegs vertrauenswürdig hieltest, wer weiß, wie viel Ärger Du noch bis zum Abi bekommst.)

Damit Du Dich jedoch nicht genauso verwählst wie bei Deinen Kursen und nachher feststellst, dass Du den – subjektiv, rein subjektiv – größten Idioten des ganzen Kollegiums erwischt hast, hier eine kurze Beschreibung der am häufigsten auftretenden Tutorentypen (ab und zu findet man auch Mischformen).
 

1. Der Informierte Tritt selten auf und ist ständig vom Aussterben bedroht. Er ist der Einzige, der noch etwas Durchblick durch Reformen, Erlasse, Rahmenrichtlinien usw. hat und verhindern könnte, dass Du die Abizulassung nicht bekommst, weil Dir z.B. eine W.u.N.-Stunde fehlt oder Du plötzlich zwei themengleiche Sportkurse hast. Bei uns gibt es von dieser Sorte ca. ein gutes halbes Dutzend Lehrer, die drei Oberstufen-koordinatoren eingerechnet. Die Chancen, so jemanden zu erwischen, sind gering, mache Dich also frühzeitig mit dem Gedanken vertraut, dass Dein zukünftiger Tutor eher unfähig sein wird, Dich in „allen die Schule betreffenden Fragen zu beraten“.
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2. Der Uninformierte Der größte Teil des „Lehrkörpers“ ist zu dieser Gruppe zu zählen. Sie sind leicht zu erkennen. Wenn Dich ein Lehrer fragt, warum Du denn nicht Deutsch und Erdkunde als LK genommen hättest (... waren doch immer Ihre Lieblingsfächer ...), kannst Du getrost davon ausgehen, dass er noch weniger Ahnung hat als Du. Wenn er nun schon Dein Tutor ist, solltest Du vorsichtshalber mal das Oberstufenerlassheftchen durchlesen. Alle auftretenden Fragen jedoch brauchst Du Deinem Tutor gar nicht erst zu stellen, er verspricht Dir, sich zu erkundigen, vergisst es entweder sofort oder 5 Minuten später, oder er übermittelt Dir versehentlich eine falsche Antwort. Geh lieber gleich zu Deinem Jahrgangsleiter und nerve ihn notfalls so lange, bis er bei Deinem bloßen Anblick glasige Augen bekommt, dazu ist er schließlich da.
Da man jedoch bei Tutandentreffen auch irgendetwas tun muss, lässt sich diese Kategorie noch weiter unterteilen.

a) Der Unternehmungslustige

Er ist Tutor aus Überzeugung und lässt sich dauernd neue Aktionen einfallen, für die er seine Tutanden zu begeistern versucht. Passt die Gruppe gut zusammen, kann das sehr lustig werden, tut sie es nicht, eher ungemütlich (im Gegensatz zu den Treffen der b-Gruppe).

b) Der Gemütlichkeitsfanatiker

Diese Zusammenkünfte finden bei Kaminfeuer oder in ähnlich gemäßigter Atmosphäre statt, es gibt Kaffee, Kuchen und lange Gespräche über Gott, die Schule und den Rest der Welt, zu Exzessen irgendwelcher Art kommt es höchst selten (im Gegensatz zu den Treffen der c-Gruppe).

c) Der Trinker

Hier arten die Zusammenkünfte meist in eine mittlere Sauforgie aus, die Gruppe besteht zum Großteil aus eher trinkfesten Leuten, die sich entweder in Kneipen oder in Wohnungen mit gutsortiertem Wein- und/oder Bierkeller treffen. Nichts für Antialkoholiker, aber sehr zu empfehlen für Leute, die immer schon der Meinung waren, dass Lehrer erst im Suff richtig komisch werden.

d) Der Anti-Tutor

Genau das Richtige für diejenigen, denen das Ganze sowieso egal ist. Dieser Tutor-Typ erzählt bei jeder Gelegenheit, dass er das alles nur gezwungenermaßen tue, und beschränkt seine Fürsorge darauf, sich ab und zu auf der Treppe zu erkundigen, wie es einem denn so gehe.

e) Der Unterschreiber

Die Extremform, die allerdings ähnlich selten auftritt wie Typ 1. Dass er Tutor ist, wird ihm erst klar, wenn er am Semesterende von einem ihm völlig unbekannten Schüler um eine Unterschrift im Studienbuch – unter Tutor(in), bitte – gebeten wird. Verblüfft bis verlegen unterschreibt er und vergisst die Sache bis zum nächstenmal. Vorsicht – dieses Verfahren wirft mitunter gewisse Probleme beim „Abiturmeldungspapierkrieg“ auf.

So, jetzt brauchst Du nur noch den Typ auszuwählen, der Dir am meisten gefällt, daraufhin die Kandidatenliste abzuklappern, und schon hast Du Deinen Traumtutor! Na dann, viel Spaß!?!

Henrike Trautmann

.© 2002 Sophienschule Hannover