Dann
kamen die Bombennächte. Ein Teil der Schülerinnen wurde nach
Treseburg evakuiert. Andere Eltern entschlossen sich, ihre Kinder privat
unterzubringen. Dazu gehörten auch meine Schwester und ich. Wir erlebten
das Kriegsende auf einem Bauernhof in Altenhagen I bei Springe.
Soweit ich mich erinnere,
begann der Schulunterricht erst wieder im Jahre 1946. In diesem Winter
1946/47 wurde teilweise in Privatwohnungen Unterricht erteilt – selbstverständlich
ohne Bücher. Später erhielten wir Schichtunterricht. Die
eine Schule wurde morgens
unterrichtet, die andere nachmittags, wöchentlich im Wechsel.
Selbst Physik, Chemie und
in großen Zügen auch Mathematik wurden fast bis zum Abitur nur
in mündlichem Unterricht vermittelt. Wir waren gehalten, alles Wissens-werte
mitzuschreiben, was später auch für das Studium hilfreich war.
Da ein Teil unserer Ideale
und die uns vormals auferlegte selbstverständliche „Pflicht-erfüllung“
nach dem Kriegsende etwas gelitten hatten, nahmen wir – jedenfalls in der
von mir besuchten Klasse – die Schulpflicht zunächst nicht sehr genau.
Wir konnten zudem immer behaupten,
wir hätten die Schule nicht pünktlich erreichen können,
weil die Straßenbahnen überfüllt gewesen wären.
Als dann Frau Dr. Bernecker
die Direktorenstelle in der Sophienschule übernahm, wurde die Pflichtauffassung
plötzlich wieder ernst genommen, und es gelang, unserer Klasse tatsächlich
mathematische Kenntnisse zu vermitteln.
Vieles, was uns in der Schulzeit
wegen der Gegebenheiten nicht überbracht werden konnte, war später
nachzuholen, insbesondere auch Motivationen des Lernens.
Am 19. Mai 1949 – so jedenfalls
ist es in meiner Erinnerung – erhielten wir in unserer Klasse mit 14 Schülerinnen
das Abiturientenzeugnis. Wir waren überglücklich, in einen neuen
Lebensabschnitt entlassen zu sein.
Meine Grüße gelten
meinen früheren Mitschülerinnen und meine Wünsche den heutigen
Abiturienten, die unter viel schwierigeren Bedingungen einen Weg in das
Berufsleben suchen müssen.
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